Über das Theater

Hänneschen – för uns Kölsche dat schönste Theater der Welt

So alt und doch so jung: Seit 1802 schon spielt sich das legendäre Hänneschen-Theater in die Herzen seiner Besucher*innen. Bis heute wirkt es noch kein bisschen müde. Tag für Tag, wenn sich am Eisenmarkt der Vorhang lüftet, bringen die Knollendorfer Kölsche Geschichten aus dem Veedel auf die Bühne. Geschichten, die berühren und amüsieren. Dabei blickt das Theater selbst auf eine bewegte Historie zurück: Bevor es endgültig im Kölner Martinsviertel Fuß fassen konnte, musste es so einige Umwege gehen – sage und schreibe 17 Bühnenstationen zählt das Hänneschen-Theater. Ein Jahr waren die Puppenspiele der Stadt Köln (offiziell seit 1926 in städtischer Hand) sogar „heimatlos“, bis es in den 80er Jahren runderneuert wurde.

He en Kölle hält m‘r zesamme. Ein Motto, das auch das Theater-Schmölzje durch dick und dünn geführt hat. Denn Hänneschen wäre nicht Hänneschen, hätte es nicht bis heute so viele Freund*innen, Fürsprecher*innen, Besucher*innen und Spieler*innen. Mit anderen Worten: Minsche met Hätz!

Das Herz am rechten Fleck hatte ganz sicher der einstige Schneidergeselle Johann Christoph Winters. Nicht nur für Pänz und Puppenspiel, sondern auch für Kölle. Denn eigentlich kommt der Gründer des Hänneschen-Theaters ja aus Bonn...

En Theater met Hätz un Siel

Nach Winters Tod im Jahre 1862 entbrannte ein heftiger Streit um die rechtmäßige Nachfolge. Ein Gezänk mit gutem Ausgang: Peter Josef Klotz, verheiratet mit einer Enkelin Winters, führte das Theater weiter; nach seinem Tod übernahm dessen Witwe das Zepter.

1919 dann verstarb auch das letzte Mitglied der engagierten Puppenspielerfamilie. Zwar versuchten der Heimatverein Alt Köln und der Kölnische Geschichtsverein diese einmalige Institution zu retten – doch erst im Jahr 1925 gründetet sich eine Kommission zur Wiederbelebung der Kölner Puppenspiele. Ein Segen für das Hänneschen und seine Fans: Als Puppenspiele der Stadt Köln konnte das Theater am 9. Oktober 1926 wieder eröffnen. 12 Jahre später zog die Bühne dann erstmals an den Eisenmarkt und sorgte mit einem historischen Umzug für reichlich Spektakel ...

Sulang mir noch am Levve sin

Typisch Kölsch geriet der Umzug zu einem geradezu karnevalistischen Volksfest: Begleitet von mehreren Tausend begeisterten Zuschauern ging es mit viel Tamtam quer durch die Stadt zur neuen Spielstätte, die schon am nächsten Tag den Betrieb mit dem Stück ,Kreppchesmächer’ wieder aufgenommen hatte.

In den 30er und 40er Jahren wurden viele Stücke im Geist der Zeit mit nationalsozialistischem Hintergrund und antisemitischen Inszenierungen auf die Bühne gebracht.

Düstere Zeiten brachte dann der zweite Weltkrieg auch dem Puppenspiel: Wie große Teile Kölns verschwand auch das Hänneschen-Theater im traurigen Wortsinn von der Landkarte. Bis auf wenige Puppen war alles zerstört, der Spielbetrieb musste eingestellt werden. Doch das Hänneschen hat sich nach Kriegsende wieder aufgerappelt und auf seine Holzfüße gestellt: Mit neuen Figuren des Bildhauers Willi Müller, dem neuen Spielleiter Karl Funck und drei ehemaligen Ensemblemitgliedern, die 1948 gemeinsam eine neue Truppe aus Spielern und Musikern etabliert haben. Nach erneut zahlreichen Zwischenstationen zog das Theater schließlich zurück an den Eisenmarkt, bis heute erste Adresse Kölscher Mund- und Lebensart.

Das Hänneschen heute

Das Hänneschen ist die älteste ortsfeste Puppenbühne im deutschsprachigen Raum und eines der größten Puppentheater Westeuropas. Äußerst ungewöhnlich und bemerkenswert ist die Förderung durch die öffentliche Hand als „Städtische Bühne“. Es ist damit das einzige Figurentheater Deutschlands, das über Jahrzehnte von seiner Stadt getragen wird. Und trotz seiner schwerpunktmäßig inhaltlichen Begrenzung auf die Kölner Lokalkultur nimmt es eine Sonderstellung im nationalen und internationalen Vergleich ein. Daraus folgt eine hohe künstlerische Verantwortung und eine schwierige Balance zwischen Tradition und Fortschritt, zwischen „Kölsch-Kultur“ und Allgemeingültigkeit des Volkstheatergedankens.

Einige Grundsätze sind dem Hänneschen heilig. Da ist zum einen die Pflege der lebendigen  kölschen Sprache, die in Kombination mit dem gewachsenen Typenkanon die unverwechselbare Ausdrucksqualität und den besonderen Humor dieser Theaterform dokumentiert. Da sind zum anderen die Vorgaben und Möglichkeiten einer Stockpuppe, die nicht verändert werden können und sollen.